
Charlie Kirk’s Körper war noch nicht kalt da begannen schon die Spekulationen und die Beurteilung, was für ein Mensch er im Leben war. Vor allem in Europa, wo er kaum bekannt war, wußten die Leute alles über sein Leben von der Geburt bis zum Attentat. Charlie Kirk ist außer in Großbritannien nirgendwo in Europa jemals in Erscheinung getreten, umso merkwürdiger ist das plötzliche „wissen“ um seine Person.
Der Blogger Bernhard Torsch, der schon seit geraumer Zeit auf seiner Facebookseite eine Untergangsstimmung verbreitet wußte sofort, dass er ein Faschist war, man hätte ihn nicht direkt abknallen müssen, aber naja. Auf meine Kritik goggelte er offensichtlich auf die Schnelle und triumphierend warf er Zitate von Wikipedia ein. Klar, natürlich war er auch ein Antisemit, da ist es ok jemanden zu ermorden. Gefühlt im Minutentakt weiß er alles über ihn und auch über den Attentäter der mindestens ein Groyper sein soll. Nun weiß man noch nicht viel über den zweiundzwanzigjährigen, außer dass er sich radikalisiert hat, eine Beziehung mit einer Transperson hatte und von Leuten, die ihn kennen, als ruhig und freundlich bezeichnet wurde, also ein, auf den ersten Blick, völlig normaler junger Mann und vielleicht ist er auch einfach nur bekloppt aber das ist, besonders wenn es um öffentliche Personen geht zu einfach, da muß mehr hinterstecken. Was also die Motivation oder der Antrieb war wird die Zeit zeigen.
Auf Charlie Kirk aufmerksam geworden bin ich im Internet als er sich auf einem Universitätscampus den Fragen der Studenten stellte. Da mir sein Stil gefiel habe ich das gemacht, was ich immer mache, nämlich Informationen besorgt und da Kirk eine Person des öffentlichen Lebens war eine Menge über ihn gefunden, sowohl pro als auch contra. Dass er ein Evangelikaler war stellte man schon bei seinen ersten Debatten fest denn es ist ungewöhnlich, dass jemand aus dem Stand die Bibel zitieren kann mit Quellen, Abschnitten und Versen. Vor allem zeigte das seine Einstellung. Nun ist nicht jeder Evangelikale automatisch ein Republikaner, wer sich aber mit Trump und seiner Wählerschaft beschäftigt stellt schnell fest, dass sich radikale Republikaner und Christen – oder solche die sich dafür halten – auf der MAGA Seite die Mehrheit bilden.
Für seine antisemitischen Aussagen hat er von jüdischen Verbänden heftig in die Fresse bekommen aber offensichtlich glauben viele Leute sie müßten den Juden erklären wen sie zu mögen haben und wen nicht. Komischerweise sind in den USA Politiker und Personen des öffentlichen Lebens viel kritischer. Das Attentat verurteilen sowohl Linke wie auch Rechte und weisen darauf hin was Kirk gesagt hat, wenn man nicht mehr miteinander kommunizieren kann und das auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner, übernimmt die Gewalt. Bernie Sanders sagte auf seinem YT Kanal, dass er mit so gut wie keiner Position von Kirk übereinstimmte aber anerkennt, dass er ein ausgezeichneter Kommunikator und Redner war, einer der die Debatte gesucht hat. Und das stimmt, er hat niemanden herablassend behandelt sondern ist den Leuten auf Augenhöhe begegnet. Er hat die Leute ernst genommen, auch wenn er ihnen nicht oder nicht immer zugestimmt hat.
Seine politischen Ansichten fand ich furchtbar und bis auf Israel oder seine Debatte über positiven Rassismus gab es wenig Berührungspunkte. Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut und wer meint er sei deswegen ein Faschist oder Hassprediger der hat nie gelernt was Demokratie bedeutet. Und genau das ist es, was jemanden wie Kirk von einem Putin unterscheidet. Kirk hat Demokratie nicht abgelehnt sondern verteidigt und darauf verwiesen was die Demokratie in Amerika immer ausgemacht hat, nämlich dass man auch die dämmlichsten Meinungen tolerierte und das ausdebattierte. In faschistischen Ländern wird die Meinungsfreiheit unterdrückt ebenso in streng sozialistischen Ländern und Autokratien.

Er hat Homosexualität deswegen abgelehnt weil er es mit seinem Glauben nicht vereinbaren konnte, aber er Homosexuelle nicht abgelehnt, im Gegenteil, hätte er das, dann hätte er und Douglas Murray ständig im Clinch gelegen. Bevor er erschossen wurde wurde er gefragt ob er wisse, wieviel Transsexuelle Opfer von Gewalt geworden sind, woraufhin er antwortete „zu viele.“ Gewalt, wenn sie nicht norwendig war, hat er abgelehnt. Auch wenn er Transgender ablehnte und das mit der Biologie erklärte, hat er den Leuten nicht das Recht abgesprochen so zu fühlen wie sie fühlen.
Auch seine Aussagen über das Waffenrecht, was beweisen soll, dass er ein Hassprediger war relativiert sich wenn man seine Aussage mit dem zweiten Zusatzartikel der amerikanischen Verfassung vergleicht. „Da eine wohlgeordnete Miliz für die Sicherheit eines freien Staates notwendig ist, darf das Recht des Volkes, Waffen zu besitzen und zu tragen, nicht beeinträchtigt werden.“ Im Laufe der Existenz der USA ist oft und heftig darüber gestritten worden und oft stand man kurz davor, dass der Artikel gekippt wird. Kirk wollte damit zum Ausdruck bringen, dass man deswegen eine Waffe tragen darf um sich zu wehren, beziehungsweise nicht Opfer zu werden.
Aber das Attentat und die Reaktion darauf zeigt, wie die Gesellschaft langsam verfällt. Politische Morde sind keine Seltenheit mehr, was man bei Autokratischen Ländern mit einem Schulterzucken registriert wird in demokratischen Ländern zwar thematisiert aber die Radikalen auf beiden Seiten des politischen Spektrums suchen Rechtfertigungen warum es legitim ist Leute zu töten, die eine andere Meinung haben. Bei Charlie Hebbdo standen sofort Leute parat die Verständnis für den Terroranschlag fanden und ihn quasi entschuldigt haben, so als wäre der Islam sakrosankt. Was Christen aushalten müssen, diese Frage stellt sich ihnen nicht.
Walter Lübcke wurde ja nicht ermordet weil er einem Nazi auf die Backe schlug, sondern für seine Zuspruch zu den Flüchtlingen und seinem Widerspruch gegen PEGIDA und deren Anhänger. Das hat der Mörder Stephan Ernst ja selbst zugegeben, dass das Mordmotiv Lübkes Einsatz für Geflüchtete war. Helen Joanne „Jo“ Cox wurde während einer Bürgersprechstunde zum Brexit Referendum von dem zweiundfünfzig Jährigen Thomas Mair erst angeschossen und dann niedergestochen, Motiv? Cox war gegen den Brexit. Ob Cox, Lübcke, die Macher von Charlie Hebbdo, Pim Fortuyn oder Teo van Gogh, es ist gefährlich für Leute, die in der Öffentlichkeit stehen eine Meinung zu haben, die mag zwar falsch sein und nicht jeder stimmt damit überein, aber wir sind fast an dem Punkt wo Meinungen nicht mehr toleriert werden.
Meinungsfreiheit ist so wichtig, daß man sie nach Möglichkeit nicht anwendet, um sie nicht zu gefährden. Deutsches Sprichwort
In der heutigen Zeit ist dem eigentlich nichts mehr hinzuzufügen, wer eine Meinung hat und in der Öffentlichkeit ist der lebt gefährlich. Schlimm ist es sobald eine Person tot ist, es sind so viele Aasgeier und Leichenfledderer da draußen, in den sozialen Medien, dem Internet die jede Gelegenheit nutzen zum mobben oder um schmutzige Wäsche zu waschen, und das gilt für beide Lager des politischen Spektrums. Pro-Palästina Aktivisten sind eine Minderheit die hochaggressiv gegen Leute vorgeht deren Ansichten sie nicht teilen. Man hat regelmäßig den Eindruck es mit einer Mehrheitsmeinung zu tun zu haben, und auf der rechten gibt es diejenigen die Migration ablehnen und ihre Wut auf die Straße tragen. Nun mögen Straftaten an denen Migranten beteiligt sind relativ gering sein, der mehrheitliche Tenor sieht das anders und die Politik rührt sich entweder nicht oder reagiert mit unangemessenem Engagement.
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