
Mícheál,
das ganze Brimborium spare ich mir jetzt mal und nutze den Vornamen.
Als Sie 2011 zum Präsidenten der Republik Irland gewählt wurden, da waren Sie mehr als sympathisch. Jemanden wie Sie wünscht man sich als Opa der mit den Enkeln und Großenkeln im Garten tollt und die Kinder tröstet, wenn sie sich verletzen. Später habe ich gemerkt, dass Sie keineswegs der liebenswürdige alte Herr sind, der im Aviva Stadion einem sechsjährigen Balljungen auf Augenhöhe begegnet. Ihr Brief an die venezolanische Bevölkerung, nach dem Ableben Hugo Chávez , zeigte einen völlig anderen Präsidenten, nämlich jemanden der entweder senil ist oder nicht weiß, was in der Welt vor sich geht. Das zeigte sich besonders als Sie Krokodilstränen über Fidel Castro vergossen haben und ihn als einen der größten Staatsmänner bezeichnet haben, den vielen Opfern zum Trotz oder nach Ihren Worten vereinfacht ausgedrückt, „wo gehobelt wird da fallen Späne.“ Denn Kritik die vertragen Sie nicht – nun bin ich zwar kein Psychologe tippe aber auf Napoleon-Komplex.
Über Éamon de Valera heißt es, er sei ein höflicher und freundlicher Mann gewesen, der es – wenn nicht als Pflicht, so doch aus Höflichkeit der Meinung war, er müßte zum Ableben Adolf Hitlers kondolieren. G.B. Shaw rechtfertigte daraufhin in der Times das Verhalten des Taoiseachs. Er hat das nur einmal gemacht, Sie hingegen haben praktisch bei jedem Ableben eines Diktators auf die Tränendrüse gedrückt, und konnten Kritik an Ihrem Verhalten weder verstehen noch nachvollziehen und gingen öffentlich in die Offensive gegen Kritiker. Und wenn das nicht hilft greifen Sie zu Verschwörungstheorien, wie Ihr Glückwunschschreiben an den neu gewählten iranischen Präsidenten, so als hätte der Mossad keine anderen Sorgen und leakt Ihren Brief, der in jeder iranischen Tageszeitung abgedruckt war oder behaupten, Israel erobert den Sinai für die israelischen Siedler – praktisch die moderne Form der Nationalsozialisten und ihrem Traum vom Lebensraum.
Während Ihrer unsäglich Rede am Holocaust Memorial Day, bei dem in demokratischen Staaten an sechs Millionen ermordete Menschen gedacht wird, deren einziges Verbrechen es war jüdisch zu sein, konnten Sie nicht umhin das nicht nur zu relativieren, indem Sie auch von den anderen Opfern sprachen – so als wären sechs Millionen ja im Prinzip auch nichts weiter als die Opfer von Verkehrsunfällen – und eine Überleitung zu Gaza machten, dabei ignorierend, dass der Siebte Oktober ja nicht im luftleeren Raum geschah sondern aus einem abgrundtiefen Hass gegen die Juden der seit über 2000 Jahren andauert.
Meine Eltern wurden 1934 und 35 geboren, als die NSDAP die uneingeschränkte Macht in Deutschland besaß. Meine Großmutter hat mir erzählt wie Sie eines Morgens zur Arbeit ging und ihr Arbeitgeber kurz zuvor von der SA abgeholt wurde. Sein Verbrechen war nicht die Ausbeutung seiner Angestellten, noch hatte er Steuern hinterzogen oder auf heimtückische Weise seine Fabrik aufgebaut. Er hatte eine Kleidermanufaktur und meine Großmutter war für ihn als Änderungsschneiderin in Heimarbeit tätig. Er war Jude, das reichte um ihn als Lebensunwerte Kreatur zu bezeichnen.
Ich habe das, was meine Familie mir erzählte nie, vergessen, ebenso wie ich den Terroranschlag von München nie vergessen werde. Und für mich heißt nie wieder, dass Juden nie wieder das erleiden müssen, was sie seit mehr als 2000 Jahren erleiden. Sie hingegen schlagen nicht nur den Opfern in’s Gesicht, Sie ignorieren es auch, wenn Juden, die während der Veranstaltung gegen Ihre Rede prostiert haben und Ihnen den Rücken zuwandten, von Ordnern mit Gewalt aus dem Saal gezogen werden. In der irischen Presse und von Kabinettsmitgliedern wurden Sie für Ihre Rede nicht nur gelobt, nein man rechtfertigte noch, dass Sie den Krieg in Gaza, der von Terrororganisationen begonnen wurde, in ihre Rede einbezogen haben.
Diese unsägliche Täter-Opfer Umkehr, denn nicht Israel hatte am siebten Oktober nicht Gaza angegriffen sondern die Hamas Israel. Statt der Hamas auf die Finger zu klopfen, wie damals Winston Churchill den Nazis, schwafeln Sie von der Waffenruhe und dem Frieden und vergessen dabei eines, es gibt auf palästinensischer Seite niemanden der Frieden will. Die das wollen sind entweder tot, im Gefängsnis oder leben im Exil und als wäre das nicht genug ignorieren Sie den Fakt, dass denen, die Israel überfallen hatten, für jeden toten Israeli nicht nur 10.000$ bereitstanden sondern auch ein Luxusappartment mit Blick auf’s Meer in Gaza City. Man stelle sich vor, die Provos in Nordirland wären von der damaligen Regierung in Dublin mit eintausend irischen Pfund belohnt worden, und hätte einen Fond eingerichtet für die inhaftieten Attentäter.
Man merkt wie wenig Wissen Sie und ein großer Teil der irischen Öffentlichkeit besitzen. 38 n. Chr fand in Alexandria das erste Pogrom an Juden statt. Philon von Alexandria, ein jüdischer Gelehrter, beschrieb es wie folgt – „Sie wurden umgebracht, durch die ganze Stadt geschleift, getreten und so zugerichtet, dass kein Glied ihres Körpers übrigblieb, das man hätte bestatten können.“
Die Mörder befanden sich im Blutrausch. Wenn sie Juden verbrennen wollten, aber nicht genug Brennholz fanden, nahmen sie Buschwerk und Gestrüpp, sodass ihre Opfer mehr im Rauch als in den Flammen umkamen, und er schreibt weiter, „Vielen banden sie auch, während sie noch lebten, die Füße bei den Knöcheln zusammen, zerrten sie herum, sprangen dabei auf ihre Körper und zerquetschten sie.“
Der Nazionalsozialismus perfektionierte das und am Ende waren sechs Millionen europäische Juden Geschichte. Immer waren Juden der Willkür und dem Wohlwollen der Herrschenden ausgesetzt und der Gewalt ihrer Mitbürger. Es war kein Privileg im Ghetto zu leben, es war wie ein Schild mit der Aufschrift „Hier lebt die jüdische Bevölkerung! Bei Bedarf zur Jagd freigegeben!“ Der letzte Genozid an Juden ereignete sich am 07. Oktober und sie wurden nicht umgebracht weil sie zu laut gefeiert haben, sondern weil sie Juden waren und die Hamas keine Juden in der Nachbarschaft haben will, was in etwa dem Erdumfang entspricht.
Um Ihnen die Geschichte des Nahen Ostens zu erklären, der Staat Israel entsprang nicht einer Laune gelangweilter jüdischer Bohemians, sondern war das Ergebnis der endlosen Verfolgung der europäischen Juden die im Holocaust mündete und an dem nicht nur Deutsche beteiligt waren sondern auch willfährige Helfer in den Nachbarländern. Ettie Steinberg – eine in der Tschecheslowakei geborene Jüdin, in Irland aufgewachsen wurde 1942 it ihrem Ehemann in Südfrankreich verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Am 4. September 1942 wurden sie, ihr Mann und ihr Sohn Leon in Auschwitz ermordet. Oder Ephraim und Jani Sacks, beide in Dublin geboren und beide starben in Auschwitz.

Und es gibt noch mehrere irische Juden die in den Vernichtungslagern ermordet wurden und hätten Sie sich die Mühe gemacht die irische Geschichte zu lernen,besonders die jüdische in Irland, wüßten Sie das. Was denken Sie hätten diese Leute von Ihrer Rede gehalten. Dadurch, dass Sie die israelische Regierung mit den Spitzen der NSDAP vergleichen machen Sie sich mitschuldig an dem was passiert ist. Ihre Anbiederung an islamfaschistische Gruppierungen und Ihre Moralgetränkte Verurteilung des israelischen Staates, während auf der Welt zu diesem Zeitpunkt weit schlimmere Verbrechen geschehen, stellen Sie der Hamas einen Persilschein aus. Europa konnte damals von den Alliierten befreit werden – Churchill hat ja nach nachdem Bombenhagel auf London oder Coventry auch nicht Konfekt und Blumen geschickt, um Hitler zu besänftigen. Aber in Ihrer Vorstellung sollte Israel sich einfach auflösen, das würde Ihnen passen.
Zum Abschluss noch einen Ausflug in die irische Geschichte. Da wären zum Beispiel Ellen Odette Cuffe, Robert Briscoe, Yitzhak Halevi Herzog – besser bekannt als Sinn Féins Rabbi, Estella Solomons, Fanny and Molly Goldberg, Michael Noyk, Max and Abraham Cohen. Sie alle waren maßgeblich daran beteiligt, dass die britische Besatzung endete. Später unterrichtete die IRA Irgun in Guerilla Taktiken nachdem Vladimir Jabotinsky in Irland war. Ohne die Unterstützung der jüdischen Bevölkerung wären Sie, wenn überhaupt, vielleicht erster Minister unter Queen Elizabeth geworden.
Wissen Sie, bevor ich nach Irland kam habe ich die irische Geschichte studiert und das alles begann mit einem Konzert der Dubliners, so wurde ich mit dem irischen Virus infiziert. Ich las Liam O’Flaherty und Séan O’Casey und nach meiner Ankunft in Irland und den antisemitischen Protesten damals in Cork beschäftigte ich mich umfassend mit der jüdischen Geschichte in diesem Land. Die jüdischen Bürgermeister, das Pogrom von Limerick, der Wunsch Arthur Griffith‘, die Zionisten mögen doch Irland in ihre Pläne als Zufluchtsort aufnehmen. Ich finde es erschreckend wie tief der Antisemitismus und der Hass auf Juden in diesem Land verankert sind.
Man behauptet man setze sich für die Unterdrückten ein und hat im Grunde genommen nur Israel im Sinn. Egal ob die Palästinenser im Libanon unter Apartheid leiden oder während des syrischen Bürgerkriegs in Massen starben. Wußten Sie eigentlich, dass in Yarmuk die Palästinenser verhungert sind? Ich glaube nicht. Sie sind nur ein alter dummer Mann mit Studienabschluss, sonst nichts.
Die US Ranger hatten im zweiten Weltkrieg das Motto „de opresso liber,“ würden Sie das beherzigen, dann würden Sie offen Ihre Unterstützung zur Zerschlagung der Hamas, der Hisbollah und dem iranischen Regime fordern damit die Palästinenser ihren Staat gründen und pflegen können, die Wunden im Libanon verheilen – verursacht durch die Hisbollah – und die Menschen im Iran von Joch und Tyrranei befreit werden. Aber dazu bedarf es Menschen mit Rückgrat und keine willfährigen Untertanen.
In diesem Sinne gehaben Sie sich wohl.
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