Israelische Botschaft in Dublin – Photo Reuters Conor Humphries

Stellen Sie sich vor, Sie hätten einen Nachbarn mit dem Sie zwar ein normales aber kein überwiegend freundliches Verhältnis haben. Jedesmal wenn er was braucht kommt er zu Ihnen, und sie geben ihm das gewünschte. Mal leihen Sie ihm die Bohrmaschine, dann die Leiter und Milch – „bekommen Sie garantiert zurück, versprochen!“ -. Nach einer Zeit fällt Ihnen auf, dass der Nachbar gegen Sie stichelt. Nicht nur in ihrem Beisein, sondern er versucht auch die Nachbarschaft gegen Sie zu mobilisieren. Mal erscheint die Polizei mit der Begründung, jemand hätte gesehen wie Sie eine Leiche im Garten vergraben haben oder regelmäßig schlägt der Food-Lieferservice bei Ihnen auf um Ihnen Speisen zuzustellen, die Sie nicht bestellt haben. Das mit den Sticheleien wissen Sie woher es kommt, aber das mit Speisen, anrufe bei der Polizei usw. finden Sie etwas später heraus, dass es Ihr Nachbar ist.

Was machen Sie? Zusammenschlagen können Sie ihn nicht, und dadurch, dass er fast alle Nachbarn hinter sich hat wären die Aussichten vor Gericht gegen ihn zu gewinnen, geringer als wenn Sie wegziehen. Das allerdings lehnen Sie ab. Sie haben das Haus teilweise mit Eigenkraft gebaut, immer wieder Geld investiert um das Haus zu erweitern, oder zu verschönern, und erst kürzlich haben Sie eine teure Solaranlage installieren lassen, um so autark wie möglich zu leben. Also frieren Sie die Beziehungen völlig ein, gehen ihm aus dem Weg wo Sie nur können und suchen sich Ihrerseits in der Nachbarschaft Verbündete, für Sie steht nämlich fest, dass Sie Ihr Haus erst dann räumen wenn man Sie in einer Holzkiste über die Schwelle trägt.

Verkündigung der Botschaftsschließung in Dublin

Es ist also keine Überraschung, dass die israelische Regierung ihre Botschaft in Dublin geschlossen, und die Botschafterin abgezogen hat. Und statt sich zu überlegen, was man falsch gemacht haben könnte setzt unser Taoiseach, Simon Harris, noch einen drauf und sagt in einem Interview – „Irland ist nicht gegen Israel, aber Irland ist absolut gegen das Verhungernlassen von Kindern“ –

Natürlich ist Irland gegen das Verhungernlassen von Kindern, interessiert sich aber einen Dreck für die Kinder in anderen Ländern. Vor allem ignoriert man den Fakt, dass Israel seit Beginn des Gazakrieges mehr humanitäre Hilfe nach Gaza gelassen hat als die internationale Gemeinschaft für die Menschen die im Sudan vor dem Bürgerkrieg fliehen müssen, und für die das UNHCR um Hilfsgelder bettelt. Und auch in Somalia oder dem Yemen ist die Lage alles andere als rosig. Diese Menschen haben gemeinsam ein Schicksal, nämlich dass sie nicht das Privileg besitzen im Nahen Osten zu leben, und somit auch nicht in den Genuss des UNRWA kommen.

Leider Menschen, die nicht in Gaza leben und sich der Aufmerksamkeit der Welt erfreuen

122,8 Millionen Menschen sind laut dem UNHCR weltweit auf der Flucht, das entspricht in etwa der Einwohnerzahl Japans. Damit man sich um all diese Flüchtlinge kümmern kann stehen dem UNHCR 10.929 Mrd. Dollar zur Verfügung. Also scheint es für unsere Regierung nicht so dringend zu sein sich in anderen Gebieten so zu engagieren, wie man sich gegen Israel engagiert. Munter finanziert man den Nahostkonflikt und spendet fleißig Steuergelder in Organisationen die als Terrororganisationen nahestehend identifiziert wurden, wie beispielsweise Addameer. Da weder Unterlagen des Mossads noch der CIA die Vorwürfe der Israelis bestätigten finanziert man Addameer auch weiterhin, auch wenn die PFLP auf der Liste der Terrororganisationen steht.

Als ich 2010 nach Irland kam da stieß ich zum ersten Mal auf einen durch und durch Antisemitischen Aufmarsch in Cork. Der Anlass war die Mavi Marmara, ein Schiff der Gaza Freedom Flotilla, das von israelischen Sicherheitskräften aufgebracht wurde. Das IPSC startete daraufhin eine Kampagne, zog durch die irischen Städte und rief zum Boykott israelischer Waren auf. Ich war damals in der Innenstadt und machte einige Besorgungen als mich eine Aktivistin tackelte und mir einen Flyer in die Hand drücken wollte. Sie hatten eine Bühne aufgebaut und spielten den „bestialischen Angriff der zionistischen Besatzungsmacht wie diese ein friedliebendes Schiff aufbrachte“ nach. Meine Frage ob sie auch so solidarisch mit den Menschen im Iran wären beantwortete sie mit „wir können uns schließlich nicht um alles kümmern.“ Klar, man muss halt Prioritäten setzen.

Etwas weiter bekam ich einen Geschmack auf die NS-Zeit als ein Mob vor Marks & Spencer stand und ein Redner die Masse aufpeitschte indem er dazu aufrief M&S zu boykottieren weil sie Waren aus Israel im Sortiment hatten. Meine Oma hat mir mal erzählt wie die SA vor den jüdischen Geschäften stand und „Kauft nicht bei Juden“ skandierte und Menschen vertrieb die diese Läden betreten wollten. Das kam mir damals in den Sinn. Mein Versuch mit dem Aufpeitscher in eine Diskussion zu kommen, wurde gnadenlos unterbunden. Ein Vertreter meinte hämisch was ich Zionist denn schon zu sagen hätte, und müßte halt warten. Auf die Idee, dass sie den Palästinensern, die in Israel ihr Geld verdienen, schaden kamen sie nicht – warum auch.

Ein Karawane schob sich durch die Stadt und sah aus wie ein verunglückter Karnevalsaufzug. Leute, gekleidet wie Araber, Bollerwagen mit irgendwelchen Slogans und die üblichen Einpeitscher die der Bevölkerung von Cork verkündeten was für Verbrecher die Zionisten doch sind. Internationales Recht galt und gilt für diese Leute nicht. Den Dialog lehnen sie ab und lehnen sie auch weiterhin ab. Das sie den Palästinenser schaden sehen sie nicht.

Foto: Constantin Graf von Hoensbroech Jüdische Allgemeine

Seit dieser Zeit verfolge ich die Antiisraelische Agitation unserer Politiker die sich in ihrer Abneigung gegenüber dem jüdischen Staat gegenseitig übertreffen. Der traurige Höhepunkt der das Fass zum überlaufen brachte war die Forderung unseres Außenminister Micheál Martin der gegenüber dem ICJ die Forderung aufstellte, man solle die Völkermord definition ausweiten damit man Israel des Völkermordes anklagen könnte.

Es war unserer Regierung ein Dorn im Auge, dass das ICJ keinen Völkermord festgestellt hat.

Die Einseitigkeit die die Regierung an den Tag legt kann man durchaus als antisemitisch bezeichen wenn man der Definition des IHRA folgt – wobei Irland einer von zwei europäischen Staaten ist die die Definition nicht implementiert haben. Man weigert sich anzuerkennen, dass sich Antisemitismus auch auf den Staat Israel beziehen kann. Man hängt sich an daran auf, dass Kritik an Israel ja nicht antisemitisch sei, ohne zu verstehen, dass Kritik nicht der Punkt ist, sondern wie Kritik aussieht -. Kurz nach den Ereignissen vom siebten Oktober verurteilten der damalige Taoiseach Leo Varadkar und sein Tánaiste Micheál Martin pflichtgemäß die Angriffe der Hamas auf israelisches Territorium, und natürlich betonten beide, dass Israel das Recht habe sich zu wehren, weil das einer Kriegserklärung gleich kam. Dann allerdings relativierte man das und meinte man müsse jetzt de-eskalieren und dass man sich um die Bevölkerung des Gaza Sorgen mache – nicht wegen der Hamas sondern wegen einer möglichen israelischen Reaktion.

Hetzerin und überzeugte Antisemitin, zum Glück nicht mehr im Parlament

Nun erwartete niemand in Israel uneingeschränkte Solidarität aus Dublin aber die Erwartung, dass Israel statt der Armee das Polizeikommando Sderot Mitte in Bewegung setzt – ausgestattet mit Haftbefehlen – und in Gaza City vorstellig wird um die Mitglieder der Hamas, also diejenigen die beteiligt waren, zu verhaften, betrachte ich eher als ein relativieren der Angriffe auf Israel. Wenn man sagt, dass war eine Kriegserklärung dann kann man sich denken was folgt. Und da sich die ganzen Kämpfer nicht wie eine reguläre Armee verhalten muss man, so grausam es klingt, eine andere Art Kriegsführung betreiben.

Vor allem als bekannt wurde, dass nicht nur die Terrorgruppen, sondern auch Zivilisten die Grenze überschritten und dabei gefilmt wurden, wie sie versuchen einem Thailänder mit einer Gartenhacke den Kopf abzuschlagen, bringt nicht gerade Sympathiepunkte. Auch das was folgte spricht weniger für eine unschuldige Bevölkerung, denn es wurden Süßigkeiten verteilt um die Massaker zu feiern. Die Geiseln wurden geschlagen und bespuckt und selbst vor der Leiche von Shani Louk machte man nicht halt.

Notorischer Judenhasser Richard Boyd Barrett

Dies allerdings geht in der „Israelkritik“ unserer Regierung unter und man überbietet sich geradezu im Wettbewerb wer Antizionistischer ist, Fianna Fáil und Fine Gael auf der einen, und Sinn Féin, PbP, Independent 4 Change sowie andere linke Parteien auf der anderen Seite. FF und FG stützen sich auf die Entscheidung der Republik Irland Israel mit Nichtbeachtung zu strafen, weil der Vatikan vor Gründung des Staates Israel behauptet hat, dass Israel sich nicht an die Resolution halten würde und den internationalen Status Jerusalems missachtet. Es wurde so getan als wollte Israel Jerusalem besetzen und christlichen Pilgern verbieten einen Fuß in die Stadt zu setzen, nun war zwar das Gegenteil der Fall, nichtsdestotrotz blieb man in Dublin weiterhin mißtrauisch und es dauerte bis 1963, dass Irland Israel als Staat anerkannte. 1973 vereinbarte man diplomtische Beziehungen und erst 1996 erlaubte man dem Staat Israel die Botschaft in Dublin zu eröffnen, und einen Botschafter zu entsenden. Dagegen fand die Eröffnung der Palästinensischen Botschaft im Beisein Yassir Arafats früher statt. Arafat war wahrscheinlich öfter in Dublin als jeder andere Staatenlenker aus dem nahen- und mittleren Osten. Bertie Ahern bezeichnete Arafat auch als Freund, freute sich dass Arafat mehr über irische Geschichte wusste als die Iren selbst und stieß sich auch nicht an dem Fakt, dass Arafat, kaum in der Westbank angekommen und am Ruder, alte Rechnungen beglich und sich wieder seiner Profession – Terrorismus – zuwandte.

Abu Mazen und Leprechaun

Unser Präsident, Michael D. Higgins, der Mann der auf seinem Bernasen Hund reiten kann und öfters mit einem Leprechaun verwechselt wird, spukte Speichel als er auf einer Pressekonferenz mit zitternden Händen über Israels Entscheidung sprach. Er verstieg sich bei einem öffentlichen Termin sogar zu der Aussage, dass Israel beabsichtige den Sinai zu besetzen und dort Wohnraum für Siedler zu schaffen, also die übliche Verschwörungstheorie verbreitete. Schon vorher behauptete er, dass der Mossad sein Glückwunschschreiben an den iranischen Präsidenten geleakt hätte.

Nun pfiffen das schon die Raben auf den Dächern in Dublin, dass das von der irischen Presse – kurz nachdem die Mitteilung auf der Seite des Präsidentenoffice öfentlich wurde – breitgetreten wurde, aber Higgins sieht wahrscheinlich auch Zionisten im Kleiderschrank. Anfangs fand ich ihn sympathisch, im Laufe seiner Amtszeit ist dieser Mann eine einzige zumutung und einem Staatsoberhaupt unwürdig. Damit beziehe ich mich nicht auf seinen manischen Antizionismus, den er in den Siebzigern entwickelt hat und seine Beleidigung gegenüber andersdenkenden, die er auch gerne mal als „Wanker“ bezeichnet, sondern auch sein Talent den Leuten vor den Kopf zu stoßen, indem er zum Ableben Fidel Castros kondoliert und die Errungenschaften des Sozialimus feiert indem die Opfer verhöhnt und sagt, dass bei einer Revolution auch Menschen sterben müssen. Fidel Castro bezeichnetete er als einen der größten Staatsmänner auf der Welt und spukte den Kubanern in’s Gesicht.

Aber auch vor Venezuela machte er nicht halt und stimmte Lobpreisungen über Hugo Chavez an. Die Nordirische Journalistin, Ruth Dudley Edwards, hat einen kritischen Artikel über Higgins veröffentlicht und all das thematisiert, was diesen Mann ausmacht. Ich werde ihm vor allem nicht vergessen, dass er auf dem World Jewish Congress in Dublin erklärte man müsse Antisemitismus bekämpfen, um kurz danach Omar Barghouti auf einem Event des BDS in Dublin zu treffen.

Und nun ist für die irische Politik an allem die israelische Regierung schuld. Irland importiert mehr Waren aus Israel – Hauptsächlich Hightech- als Israel aus Irland. Israelische Firmen wie TEVA und Wix betreiben Büros in Irland, TEVA unterhält zwei Werke und gehört mit zu den größten Arbeitgebern in diesem Land. Viele Israelis arbeiten bei den Multinationalen Firmen, die ihren Sitz hier haben und die Ankündigung, dass der internationale Hafbefehl gegen Mitglieder der israelischen Regierung auch auf ehemalige Angehörige der israelischen Streitkräfte ausgeweitet werden könnte hat zu großer Verunsicherung geführt. Irland gefällt sich in der Rolle des vermeintlich moralischen Siegers über Israel. Die Frage, die sich unsere Regierung nicht stellt, was passiert, wenn israelische Unternehmen ihre Investitionen aus Irland abziehen, denn schließlich muss man nicht unbedingt Geschäfte mit jemandem machen dessen moralischer Kompass aus dem Ruder geraten ist, und der den Iran als Ort des himmlichen Friedens betrachtet, oder sich vorstellen könnte das Land an China zu verhökern.

Würden Leute wie Arthur Griffith, Robert Brisco oder Michael Collins das Land heute erleben, sie würden aus dem Stand über die Klippen von Moher springen.

Posted in , , , , , , , , , ,

Hinterlasse einen Kommentar